Zecken zum Wochenende
Am letzten August-Sonnabend stellte ich - wieder einmal - zwei Zecken an
mir fest, mitgebracht aus meinem Minigarten vor dem Haus.
Ich bin daran wohl selber schuld: bei der Wärme der letzten Tagen zog
ich mir nur eine ärmellose Bluse an. Prompt hatten sie sich an für mich
nicht erreichbaren Stellen innerhalb der Achselhöhle und unter dem
linken Busen festgesetzt.
Schwester Karin gelang es dann, mittels Zeckenzange beide Tiere rasch zu
entfernen.
Wir haben sie zur eventuellen Untersuchung in einem Glasbehälter
festgehalten.
Nun muss ich die Einstichstellen beobachten - ob sich in den nächsten
Tagen eine Entzündung um die bildet. Denn ich hatte schon zweimal eine
Borreliose!
Inzwischen habe ich aber endlich mal die Gelegenheit genutzt, um mich
per PC näher über diese lästigen Viecher zu informieren – und fand
heraus:
Zecken sind Spinnentiere – sie haben acht Beine.
Diese Tiere bevorzugen hohe Luftfeuchtigkeit und relative Wärme. Deshalb
halten sie sich vornehmlich im Gestrüpp, in hohen Gräsern oder im
Unterholz bis ca. 1,5 m Höhe auf. Dort werden sie abgestreift, wenn sich
der potentielle „Gast“ durch das Gras bewegt. Die weit verbreitete
Ansicht, dass sich Zecken von Bäumen herabfallen lassen, trifft dagegen
in der Regel nicht zu.
Ihre Aktivitäten entfalten sie normalerweise von März bis Oktober, doch
können sich wetterabhängig auch Abweichungen davon ergeben. Im Freien
sind Zecken während der Winterperiode nicht aktiv und sehr viele von
ihnen überleben diese Jahreszeit nicht. Ihre Lebensspanne beträgt
zwischen zwei und fünf Jahren.
Die Zecken ritzen mit ihren paarig angelegten sogenannten Beißwerkzeugen
die Haut auf und schieben den Stechapparat in die Wunde. Dieser ist
symmetrisch mit Widerhaken besetzt. Damit bohren sie sich jedoch nur
oberflächlich in die Haut ein und „lecken“ dann das austretende Blut.
Zecken dringen also meist nicht bis zu den Gefäßen vor. Dieser Vorgang
wird umgangssprachlich als „Zeckenbiss“ bezeichnet, korrekt ist jedoch
„Zeckenstich“.
Ähnlich wie blutsaugende Insekten geben wird auch beim Zeckenstich vor
Beginn der Nahrungsaufnahme Speichel abgegeben, das bei ihnen mehrere
wichtige, auch uns Menschen perfekt austricksende Bestandteile enthält.
-
Einen Gerinnungshemmer, der
eine Verstopfung der Mundwerkzeuge verhindert und den Blutfluss hin
zur Einstichstelle steigert.
-
Einen Klebstoff, der die
Mundwerkzeuge fest in der Haut verankert.
-
Ein Betäubungsmittel, das
die Einstichstelle unempfindlich macht. Diese Komponente ist sehr
wichtig, da Zecken im Vergleich zu Stechmücken einen wesentlich
größeren und gröberen Stechrüssel besitzen und außerdem sehr viel
länger, manchmal mehrere Tage, an ihrem Nahrungsopfer Blut saugen,
das davon selbstverständlich nichts bemerken soll.
-
Einen entzündungshemmenden
Wirkstoff. Dieser soll eine Stimulation der körpereigenen
Immunabwehr an der Einstichstelle vermeiden.
Nach einer ausgedehnten Blutmahlzeit erreichen die Zecken eine Größe
von bis zu 3 cm!
Nach Beendigung der Blutmahlzeit
lassen sie sich von ihrem Wirt abfallen, und die Weibchen suchen
anschließend eine geschützte Stelle am Boden, um Eier abzulegen. Eine
Eiablage kann mehrere Tage dauern, wobei etwa alle zehn Minuten ein Ei
abgelegt wird. Nachdem ein solches aus der Bauchöffnung ausgetreten ist,
wird es mit den Mundwerkzeugen an einer Drüse vorbeigeführt und dabei
mit einer Schutzschicht versehen, die das frische Ei vor dem Vertrocknen
schützt. Bei einer Eiablage werden insgesamt etwa 2.000 Eier produziert
- anschließend verendet das Weibchen.
Zecken übertragen aufgrund ihrer Lebensweise häufig Krankheitserreger
zwischen den Wirten, ohne jedoch selbst erkrankt zu sein. Es handelt
sich dabei um mehr Arten von Krankheitserregern als bei jeder anderen
parasitischen Tiergruppe. Da regelmäßig auch Menschen durch Erkrankungen
wie Borreliose, Meningoenzephalitis (FSME) … betroffen sind, ist ein
Zeckenstich eine Verletzung, mit der keineswegs leichtfertig umgegangen
werden sollte.
So war es mein Lebtag:
Ich gehe kaum kurz raus, und schon befällt mich so ein blöder Krabbler –
womit habe ich das verdient? Was finden die nur an mir?
Lydia Radestock, im September 2011 |