Wildbienen im Überlebenskampf
Seit einigen Tagen beobachte ich in einer wettergeschützten Ecke unter
dem Dach des Nebenhauses unserer Seniorenwohnanlage ein Wildbienennest
Wildbienen sind kleinere Tiere als unsere Honigbringer: ungefähr einen
Zentimeter groß und von hellbrauner Farbe.
Auch ihr Staat wird von einer Königin geführt; die Arbeitsbienen müssen
die Nahrung für die Eier, welche die Königin legt, heranschaffen. Im
Anschluss daran sorgen sie auch für die Ernährung der sich daraus
entwickelnden Puppen.
Der Nahrungserwerb erfolgt, indem sich die Wildbienen-Arbeiterinnen von
den Blumenbeeten unserer Wohnanlage Blütenstaub in den Bau holen, den
sie an ihren Beinen sammeln.
Ich habe im Internet nachgelesen: Auf der Erde gibt es ungefähr 30.000
Wildbienenarten. Es sind friedliche Tiere, die von sich aus keinen
Menschen stechen.
Auf meinem Blumenbeet kann ich diese Insekten schon den ganzen Juni über
auf den Blüten von Stiefmütterchen beobachten und genau sehen, wie sie
anschließend mit Pollen beladen zu ihrem Nestchen fliegen.
Ein Bienchen kam sogar - ganz friedlich - bei offenem Fenster zu mir in
das Bad hinein.
Fast jeden Tag kommt allerdings ein Eichelhäher „zu Besuch“ und
beschädigt das im Durchmesser ungefähr 8 cm große Nest mit
Schnabelhieben. Er holt wohl Bienenbrut heraus, um damit seine Jungen zu
füttern.
Sofort schwärmen jeweils viele Wildbienen aus, um ihren Bau schützen,
was ihnen gegenüber dem übermächtigen Häher natürlich nicht gelingt.
Dann bauen die kleinen Bienen das Nest immer wieder zu.
Am nächsten Tag beginnt das (für die Wildbienen gar nicht lustige) Spiel
von vorn …
Bei diesem Erlebnis muss ich daran denken, wie ich vor nunmehr 80 Jahren
als Schulkind meinem imkernden Onkel im Garten an seinem Bienenhaus
helfen konnte - damals lernte ich auch, wie wichtig die Tiere für uns
Menschen auch als Pflanzenbestäuber sind. Denn unser Elbetal südlich von
Aussig war früher eine unerhört obstreiche Gegend: Kirschen, Äpfel,
Pflaumen, Birnen … - sie alle gediehen nur mit Hilfe der Bienen!
Jetzt, im Alter, sind es die kleinen Wildbienen, die mein Blumenbeet
gedeihen lassen, und deren täglichen Überlebenskampf ich bewundere.
Niemals aufgeben – das gilt auch für uns Menschen!
Lydia Radestock, im Juni 2013 |