Vogelfahndung im Januar
Seit vielen Jahren ruft der deutsche Naturschutzbund zur Vogelzählung an
einem Stichtag auf, um aus den Ergebnissen Folgerungen für konkrete
Schutzmaßnahmen zu ziehen.
Als engagierte Naturfreundin finde ich das gut; 2008 begann ich deshalb,
dabei mit zu machen.
Den Aufruf zur diesjährigen Erfassung der gefiederten Freunde am 4.
Januar 2013 von 9.00 bis 10.00 Uhr habe ich in der Presse gelesen, im
Rundfunk gehört und auch im Fernsehen gesehen.
Was konnte ich nun an diesem Tag an meinem Vogelfutterplatz im Garten
unserer Arbeiter-Samariter-Wohnanlage für Senioren zählen?
Es waren:
10 Kohlmeisen
6 Amseln
4 Sperlinge
2 Eichelhäher
2 Spechte
Einige Vögel balzten schon (kein Wunder bei dem milden Winterwetter),
und ein Kohlmeisen–Pärchen hat bereits den Nistkasten am Nussbaum
besetzt.
Ich habe festgestellt, dass die Anzahl der Sperlinge sehr abgenommen
hat; auch die Amseln sind etwas weniger geworden. Und Stare gibt es
keine mehr. Woran das wohl liegt?
In der Wohnanlage existieren noch 6 solcher Futterplätze. Leider sind
aber meine Nachbaren (zum Teil freilich aus gesundheitlichen Gründen)
nicht an solchen Zählungen interessiert.
Wenn sie bloß wüssten, wieviel Lebensfreude man gerade aus solch kleinen
Dingen schöpfen kann – besonders dann, wenn man dabei ganz nebenbei den
Mitgeschöpfen noch Gutes tut!
Mir fällt dazu ein Spruch des Dichters Rainer Maria Rilke ein:
„Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie schön die Welt ist und
wie viel Pracht in den kleinsten Dingen, in irgendeiner Blume, einem
Stein, einer Baumrinde oder einem Birkenblatt sich offenbart.
Die erwachsenen Menschen, die Geschäfte und Sorgen haben, sich mit
lauter Kleinigkeiten quälen, verlieren allmählich ganz den Blick für
diese Reichtümer.
Es geht eine große und ewige Schönheit durch die ganze Welt, und diese
ist gerecht über die kleinen und großen Dinge verstreut.“
Lydia Radestock, im Januar 2012
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