Unsere Nistkästen
Vor einigen Jahren bekamen wir Rentner aus der ASB-Wohnanlage in Neue Mühle
von den Waldfreunden der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald vier Nistkästen
geschenkt.
Alle hatten Einfluglöcher in Kohlmeisen-Größe, also 32 mm Durchmesser. Wie
wir beobachten konnten, passen hier aber auch Sperlinge und andere
Kleinvögel hindurch. Und natürlich gehen Blaumeisen hinein, denen aber sogar
Öffnungen von 30 mm reichen würden.
Anderen ist das natürlich viel zu klein: wir sahen, dass ab und an
Buntspechte versuchten, die Einflugöffnungen größer zu klopfen.
Mein Sohn, der Förster, sagte jedoch zu mir: „Die wollen dort nicht brüten,
sondern entweder „trommeln“ (weil’s so schön hohl klingt) oder an die
zwitschernden Jungvögel gelangen, um sie zu fressen bzw. an ihre eigenen
Jungen zu verfüttern.“ Ich war darob verblüfft – das hätte ich nicht für
möglich gehalten. Die Natur ist eben nicht nur wunderschön, sondern oft auch
grausam – neben Harmonie herrscht auch „fressen und gefressen werden“. Gott
und Teufel wohnen scheint‘s alleweil dicht beieinander!
Die Nistkästen verfügen über nach unten aufklappbare
Türen, um sie jährlich säubern zu können – sie sind sonst nach spätestens 3
Jahren „verbaut“.
Alle wurden an verschiedenen Gartenbäumen in mindestens 3 m Höhe so weit
voneinander entfernt befestigt, dass jedes nistende Vogelpärchen ein eigenes
Revier wahrnehmen kann.
Seither sind alljährlich alle Kästen bewohnt, was man an den Anflügen der
Tiere im Frühling und auch beim Reinigen sieht. Jedes Jahr werden hier
durchschnittlich 6 bis 8 Bruten großgezogen, meist durch Kohl- oder
Blaumeisen.
Gern sehen wir Rentner dann den Altvögeln beim Füttern und den Jungvögeln
bei ihren ersten Flugversuchen zu.
Sorgen macht uns in dieser Sache seit einiger Zeit nur ein freilaufender
schwarzer Kater.
Es saß sogar einmal oben auf einem der Nistkästen, wurde aber von uns
Bewohnern verscheucht, als die Elternvögel unruhig wurden und Lärm machten.
Es nisten auch noch andere Vogelarten als diese Höhlenbrüter bei in der
Wohnanlage - besonders zwischen den vielen Rhododendronbüschen und anderen
Sträuchern zum Nachbargrundstück: Amseln, Rotkehlchen, Stieglitze, Elstern
... Vom nahen Park ist dann besonders an den Frühsommerabenden ihr Gesang zu
hören.
Einmal konnte ich beobachten, dass Krähen auf ihren traditionellen
Schlafbaum („unser Stammplatz!“) eine Ringeltaube aus dem Nest drängten und
es dann weiter bewohnten.
Die Ringeltauben haben in der Folge ihr Domizil auf einem anderen hohen Baum
in der Nähe bereitet.
Ihr werdet nun fragen, warum ich diese Nistkastengeschichte im November
schreibe.
Ich tue das, weil ich seit einiger Zeit weiß, dass solche Vogelbehausungen
aus Menschenhand für unsere gefiederten Freunde auch im Winter wichtig sind
– sie können hier frostklare Nächte einigermaßen geschützt überstehen.
Also Leute: hängt Eure (vorher gründlich gereinigten) Nistkästen künftig
schon im Herbst auf!
Lydia Radestock, im November 2012 |