Laut-Stark?
Wilhelm Busch schrieb vor 150 Jahren den schönen Vers „Musik wird störend
oft empfunden, derweil sie mit Geräusch verbunden ...“. An diesen Reim
musste ich kürzlich beim Eisenhüttenstädter Stadtfest denken.
An
den drei Festtagen wurde uns viel geboten. Es ist inzwischen eine schöne
Tradition geworden, so ein Fest zu feiern, und die Veranstalter haben sich
wirklich Mühe gegeben, um die Einwohner gut zu unterhalten. Alle hatten
wohl auch Verständnis dafür, dass es bei Festen abends etwas
geräuschvoller zugeht als sonst. Aber die Lautstärke der Konzerte für die
Jugend in der Beeskower Straße waren diesmal wirklich ohrenbetäubend -
kilometerweit war diese bassbetonte Musik zu hören.
Mir ist dabei aufgefallen, dass danach sogar die Vögel vier Tage lang
verschwunden waren - erst jetzt kommen die Sperlinge und das
Wildtaubenpärchen in unsere Umgebung in der Puschkinstraße zurück.
Es ist doch längst bekannt, dass solche überlaute Musik schädlich auch für
uns Menschen ist und die Dauerkonsumenten dieser Kunstrichtung später in
der Mehrzahl der Fälle gehörgeschädigt sind. Als Rentnerin frage ich mich:
Wie ist eigentlich die Faszination zu erklären, die ein derartiger Lärm
auf unsere jungen Mitbürger ausübt, während zum Beispiel andernorts
tausende Brandenburger aus „Krach-Gründen“ gegen einen geplanten
Großflughafen oder Bombenabwurfplatz protestieren?
Wie mögen sich die Anwohner während dieser Zeit gefühlt haben - es sind ja
nicht alles junge diskoverwöhnte Leute, die in der Beeskower Straße
wohnen? Sie können nicht einfach wegbleiben wie die Vögel!
Lydia Radestock, im Mai 2002 |