Hirschkäfergeburt am Haus des Waldes

Am 13. Juni 2009 besuchte ich wieder einmal das Hirschkäferfest im Märkischen Haus des Waldes in Gräbendorf.
Dieses Waldfest gilt dem Symbol und Maskottchen der waldpädagogischen Einrichtung. Es wird seit Beginn der 1990er zur brandenburgischen Landpartie und immer dann gefeiert, wenn die ersten dieser in den Eichenwäldern der Gegend vorkommenden Rieseninsekten aus dem Holzpflaster- oder Palisadenholz des Waldlehrgartens krabbeln.

Pünktlich um 13.00 Uhr gab Förster Klaus Radestock (mein Sohn) mit seinem Jagdhorn das Signal zum Beginn des Festes, hielt dann eine kurze Ansprache und kündigte seine erste Hirschkäferführung an.
Er tat dies mit Unbehagen: aufgrund der ungünstigen Witterung konnte erstmals keines der imposanten geweihten Männchen zum geplanten Fototermin vorgestellt werden. Ein kleines Weibchen nur wartete in einer Vitrine auf die Besucher.
Meines Sohnes Hand krampfte sich in seiner Tasche schmerzlich um den riesigen Plastkäfer, den er nun statt des echten würde präsentieren müssen …

Die Hirschkäferrunde am Haus des Waldes umfasst vier Erklärungspunkte:
„Hirschkäfer-Pflaster“, „Hirschkäfer-Ersatzwiege“, „Rammelbaum mit Käferkneipe“ und „Hirschkäfer-Erlebniswelt“ incl. Hirschkäfer-Quiz und Fototermin mit den Helden des Tages.

Die Führung begann. Die Besuchergruppe betrat das berühmte hirschkäfer-relevante Holzpflaster vor dem „Ökoschuppen“. Mein Sohn begann mit seinen Ausführungen und zeigt dabei auch auf die deutlich erkennbaren Käfer-Ausschlupflöcher der letzten Tage. Plötzlich rief ein Junge mit Blick auf ein solches Loch: „Da bewegt sich was!“
Die Nähertretenden sahen eine Hirschkäfer-Geweihstange aus der Öffnung ragen.



Die folgende Untersuchung ergab, dass der Kerf festsaß und weder vor noch zurück konnte:
er war nicht - wie die anderen - aus seiner Hirschkäferwiege heraus zwischen den Holzpflasterklötzen, sondern innerhalb eines völlig ausgehöhlten eichenen Rundholzes emporgestiegen, dessen obere Öffnung sich aber als viel zu klein zum Entkommen erwies.

Was war zu tun?
Mein Sohn ernannte die anwesenden Kinder zu Hirschkäfer-Geburtshelfern. Sie durften sich in der Waldwerkstatt nach für die Rettung des Tiers geeignetem Werkzeug umschauen, und wählten Brechstange, Schaufel, Schraubendreher, Meißel, Bohrer …

Es wurde eine schwere Geburt. Mit Unterstützung von Waldarbeiter Burkhard Brunnstein gelang es nach 10 Minuten, den Klotz auszubuddeln und das Tier zu bergen.
Es war ein 7.5 cm großes Männchen. Die Besucher tauften es - in Gegenwart der Presse - nach dem Entdecker: Karl … (wie sonst!).

Die verzögerte Führung wurde fortgesetzt - mit einem entspannten Förster und glücklichen Besuchern, die sich auf den Fototermin freuten.
Wenngleich es dann an der „Hirschkäferkneipe“ misslang, das Lied von Karl dem Käfer mit positivem Ausklang umzudichten, stand für alle fest:
Ein schöner Hirschkäfertag am Haus des Waldes!

Die Sache wurde an folgenden Sonntag übrigens mit der Hochzeit des Käferpaars am Rammelbaum gekrönt!

Ist das nicht eine märchenhafte Geschichte?
Und: hätten Sie denn eine Lied-Idee zu Karl-der-Käfer-wurde-gerettet-und-heiratete-und-wenn-sie-nicht-gestorben-sind …? Ich würde sie gern nutzen für www.oma-im-netz.de.

Lydia Radestock, im Juni 2009

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