Hirschkäferfest im Haus des Waldes

Seit 1991 findet in dem von meinem Sohn Klaus geleiteten brandenburgischen Waldpädagogik-Zentrum „Haus des Waldes“ bei Gräbendorf (Land Brandenburg, Landkreis Dahme-Spreewald) ein Hirschkäferfest statt. Das passiert immer dann, wenn die ersten dieser riesigen Kerfe das Licht der Welt erblicken, indem sie ihre „Käferwiegen“ im Holzpflaster des Waldlehrgartens verlassen.
Seitdem bekomme auch ich stets eine Einladung und freute mich schon immer lange vorher auf dieses Ereignis.

Mein Sohn holte mich diesmal am Vormittag mit dem PKW von meiner Wohnung in Neue Mühle ab. Gegen 12.00 Uhr traf ich ein. Im Haus des Waldes war alles schon für den Empfang der Gäste vorbereitet.

Weil ich so müde war, wollte ich mich im Forsthaus vor Beginn der Veranstaltungen etwas ausruhen und schlief dann prompt ein. Gegen 15.00 Uhr kam meine Enkelin Maria und meinte: „Omi, du wolltest doch zum Haus des Waldes hinter gehen. Die Jagdhornbläsergruppe hat eben schon zur Begrüßung geblasen!“

Ich ging zum Fest. Mein Sohn beendete gerade seine Ansprache. Trotz des launisch-kühlen Wetters und den zwischenzeitlichen Regengüsse hatten sich etwa 100 Besucher eingestellt. Das war vorher nicht erwartet worden, fanden doch gerade an diesem Wochenende an allen Orten ringsum die Veranstaltungen der brandenburgischen Landpartie statt.



Das Programm begann mit der obligaten Hirschkäfer-Präsentation – vier Männchen und ein Weibchen wurden den staunenden Besuchern vorgestellt. Danach gings in die „Hirschkäfer-Erlebniswelt“ – jeder war eingeladen, für eine Stunde einmal selbst einer dieser liebenswerten Waldbewohner zu sein. Natürlich konnte ich hier ich wegen meiner Gehbehinderung nicht teilnehmen, habe aber mit Interesse zugesehen.
Auch die Jagdhundevorführungen im Wald sowie am und im (!) Frauensee konnte ich deshalb leider nicht verfolgen, war aber dann mit dabei, als der neue Grillplatz eingeweiht wurde, und habe mir eine schöne Bratwurst ergattert. Nebenan unter dem Baldachin konnte man sich an (von den Mitarbeiterinnen selbstgebackenem) Kuchen gütlich tun; auch Kaffee gab es.
Meine Schwiegertochter Beate hatte für die Kinder eine Bastelecke und ein Quiz aufgebaut – natürlich ging es dabei um Hirschkäfer!
Viel Gäste tummelten sich auch bei den Holz-Wettbewerben. Besonders beim „Hochstapeln“ gab es viel „Hallo“.

Zwischendurch hatte ich ein Gespräch mit der ehemaligen Försterin der Dubrow, Frau Ute Handtke - wir erinnerten uns mancher gemeinsamer Erlebnisse aus den 70ern und 80ern. Sehr lehrreich fand auch ich die Pilzausstellung neben dem Waldladen (vor einigen Tagen fand man erste Schirmpilze im Gelände) – dort habe ich mich mit Frau Regine Böttcher aus Gräbendorf, die hier Dienst tat, zwischen den Pausen längere Zeit unterhalten.

Das Wetter hielt an diesem Nachmittag mit dem Regen inne; sogar die Sonne kam hinter Wolken hervor, um durch die Kronen der alten Kiefern auf das Programm im Garten herab zu blinzeln.

Zum Schluss der Veranstaltung, es war bereits gegen 20.00 Uhr, ließ mein Sohn die Hirschkäfer an der alten Eiche im Waldlehrgarten frei. Sie sollen sich an der „Käferkneipe“ (Stelle, an der Baumsaft austritt) dieses „Rammelbaums“ zur Paarung finden können. Ich hörte, wie er dabei einem Ehepaar erklärte, was es mit der alten langen Blitz-Narbe am Stamm auf sich hat: „Vor den Eichen sollst Du weichen ...?“ Alles Blödsinn, dieser Spruch!

Das heurige Hirschkäferfest war für mich wieder mal eine große Freude, und ich möchte mich bei meinen Kindern bedanken, dass ich daran teilnehmen konnte.

Lydia Radesstock, im Juni 2004

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