Hagebuttenernte

Was leuchtet da so rot und klein am Waldrand - das können doch nur Hagebutten sein?!

Vor einigen Tagen hatte ich mit Freunden Gelegenheit zu einer gemütliche Kremserfahrt in der Natur. Waldwege im Schlaubetal, weit außerhalb der Stadt, waren unser Ziel.
Immer wieder gab es bei dieser Tour andere Eindrücke. Besonders leuchteten uns, es war Anfang September, zwischen dornigen Sträuchern an Wald- und Wiesenrändern die kleinen roten Hagebutten entgegen.

Bei diesem Anblick musste ich an meine Heimat, das böhmische Elbetal, denken. Zwischen unseren zum Schutz der Felder gepflanzten Hecken standen allerorts Heckenrosen. Diese Rosengewächse, oftmals bis zu 2 oder sogar 3 Meter hohe stachlige Sträucher, sehen in ihrer Blütezeit mit ihren weiß-rosigen, kaum duftenden Blüten wunderschön aus. Aus der becherförmigen Blütenachse entwickeln sich dann die leuchtenden roten, etwa kirschgroßen Hagebutten.

Als Kinder hatten wir uns mit dem Sammeln dieser Früchte manche Krone verdient. Denn die Hagebutten enthalten viel Vitamin C und wertvolle Zucker. Deshalb wurde in unserer Gegend aus ihnen Wein gemacht oder Marmelade gekocht; getrocknet verwendete man sie als Tee. Für verschiedene Vögel sind sie eine wertvolle Nahrung für den Winter.

Wenn die Hagebutten reif waren, zogen wir, meine Freundin Traudel Pappisch und ich, mit unseren kleinen Kiepen auf dem Rücken und einem Beutel in der Hand los hinters Dorf, wo die größten Sträucher standen. Gar oft hatten wir dann zerkratzte Hände und Arme, denn die Dornen stachen uns durch Jacken oder Handschuhe. Was für die Familie nicht gebraucht wurde, brachten wir, nachdem wir die roten Früchte auf dem Hausboden getrocknet hatten, nach Lichtowitz zum Heilpraktiker Möser, welcher nebenbei eine Teehandlung betrieb, und die Hagebutten dann mit anderen Kräutern zu Tees verarbeitete. Wenn uns manchmal die Jungs des Dorfes mit unseren Hagebutten unterwegs überraschten, dann neckten sie uns und steckten einige Hagebuttenkörner in unsere Jackenkragen. Das war dann wie Juckpulver auf der Haut!
Auch an Sprüche und Lieder von damals erinnere ich mich beim Anblick der Hagebutten. Wir reimten zum Beispiel: `Was hängt denn da auf einem Strauch so rot und klein? Das kann doch nur eine Hagebutte sein". Auch das Lied: `Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm, es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um ...A haben wir damals oft gesungen.

Lydia Radestock, im Januar 2003

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