Hagebuttenernte Was leuchtet da so rot und klein am Waldrand - das können
doch nur Hagebutten sein?! Bei diesem Anblick musste ich an meine Heimat, das böhmische Elbetal, denken. Zwischen unseren zum Schutz der Felder gepflanzten Hecken standen allerorts Heckenrosen. Diese Rosengewächse, oftmals bis zu 2 oder sogar 3 Meter hohe stachlige Sträucher, sehen in ihrer Blütezeit mit ihren weiß-rosigen, kaum duftenden Blüten wunderschön aus. Aus der becherförmigen Blütenachse entwickeln sich dann die leuchtenden roten, etwa kirschgroßen Hagebutten. Als Kinder hatten wir uns mit dem Sammeln dieser Früchte manche Krone verdient. Denn die Hagebutten enthalten viel Vitamin C und wertvolle Zucker. Deshalb wurde in unserer Gegend aus ihnen Wein gemacht oder Marmelade gekocht; getrocknet verwendete man sie als Tee. Für verschiedene Vögel sind sie eine wertvolle Nahrung für den Winter. Wenn die Hagebutten reif waren, zogen wir, meine Freundin
Traudel Pappisch und ich, mit unseren kleinen Kiepen auf dem Rücken
und einem Beutel in der Hand los hinters Dorf, wo die größten
Sträucher standen. Gar oft hatten wir dann zerkratzte Hände
und Arme, denn die Dornen stachen uns durch Jacken oder Handschuhe. Was
für die Familie nicht gebraucht wurde, brachten wir, nachdem wir
die roten Früchte auf dem Hausboden getrocknet hatten, nach Lichtowitz
zum Heilpraktiker Möser, welcher nebenbei eine Teehandlung betrieb,
und die Hagebutten dann mit anderen Kräutern zu Tees verarbeitete.
Wenn uns manchmal die Jungs des Dorfes mit unseren Hagebutten unterwegs
überraschten, dann neckten sie uns und steckten einige Hagebuttenkörner
in unsere Jackenkragen. Das war dann wie Juckpulver auf der Haut! Lydia Radestock, im Januar 2003 |