Fledermaus-Spaziergang

Mit meinen Enkeln Hannes und Jörg und dessen Freundin Anja unternahm ich im Hochsommer vom Forsthaus am Frauensee aus wieder einmal einen Abendspaziergang in Richtung "Försterwiesen".

Diesmal hatten wir uns zur Kontrolle des Fledermausbestandes des Reviers auch vorgenommen, am Wegrand mit einer Taschenlampe von unten in einen seit langem besetzten Fledermauskasten hineinzuschauen, welcher dort in einer Reihe mit noch anderen am Stamm einer gewaltigen Kiefer angebracht ist. Wenn man an diesem Platz ganz still war, hörte man die Geräusche der Fledermäuse, und mit der Lampe konnte man sie auch deutlich im flachen Kasten hängen sehen. Unten am Stamm des Baumes schließlich erkennt der Betrachter am Kot, ob so ein Kasten besetzt ist.

Diese insektenfressenden Flattertiere orientieren sich bei ihren nächtlichen Beuteflügen durch Ultraschallortung. Da sie in der kalten Jahreszeit in unseren Gegenden keine Nahrung finden, halten sie Winterschlaf, und ziehen sich dazu im Herbst u.a. in Felshöhlen, alte Bergwergstollen, Kellergewölbe oder Höhlen sehr dicker Bäume zurück. Weil diese Säuger meist nur ein Junges im Jahr aufziehen, sind die 17 bei uns heimischen Arten durch Insektizide und anderen Umweltgifte, die Zerstörung von Naturlandschaften und besonders den Mangel an Quartieren gegenwärtig erheblich in ihrem Bestand bedroht.

In den brandenburger Forsten gibt es nur noch wenige Bäume, welche den Tieren Winter-Quartier bieten könnten. Aber auch die Specht-Höhlen für "Wochenstuben" (hier bringen die Weibchen ihre Jungen zur Welt) und Sommerquartiere sind rar geworden. Deshalb hängen Förster und andere Naturschützer vielerorts spezielle, meist sehr flache Kästen mit ganz schmalem Einflugschlitz aus. Das passierte vor Jahren auch in der Dubrow, rund um den Frauensee. Hier wohnen dann sommers über die Fledertiere, die sich im Winter in das alten Wildkeller-Gewölbe am Forsthaus Dubrow zurückziehen können, welcher früher, zu Zeiten der "Kaiserjagden" Wilhelm II. vor dem 1. Weltkrieg, zur Aufbewahrung der erlegten Hirsche, Rehe oder Schweine angelegt wurde.

Als es dunkel ward, wurden wir auf dem Heimweg von lautlosen, schemenhaften Fledermäusen flatternd begleitet. Sie versuchten - aber vergeblich - uns von den unzähligen Stechmücken zu befreien.

Lydia Radestock, im August 2002

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