Erdkröten-Störung
Wieder einmal war ich im Forsthaus am Frauensee. Als ich mir aus dem nahen
Wald unter einer Robinie etwas Laub zum Abdecken für den Komposthaufen holen
und es dabei hochheben wollte, krabbelte eine große, dicke, gelb-braune
Erdkröte hervor.
Der
gedrungen und breitköpfig wirkende Lurch sah mich mit dunkelgelben Augen
recht strafend an, so als ob ihm die Störung am Tage nicht angenehm war.
Wahrscheinlich hatte ich das Tier in seiner Ruhe gestört, denn es ernährt
sich ja überwiegend nachts von Nachtschnecken, Würmern, Spinnen und
Insekten. Es ist daher besonders für die Landwirtschaft und den Gartenbau
recht nützlich.
Nach der Überwinterung in Erdhöhlen, unter Steinen oder zwischen Baumwurzeln
wandert diese Kröte im Frühling zu ihren Laichgewässern und legt dort den
Laich in Doppelschnüren an Wasserpflanzen ab. Die aus den geschlüpften
Kaulquappen verwandelten Jungkröten verlassen im Juni die heimatlichen Seen
oder Teiche und wandern in ihre trockeneren Sommerlebensräume.
Auch mein Findling war wahrscheinlich vom etwa 300 m entfernten
Waldschulteich wieder in den Garten gelangt. Über die Förster- dann noch
durch die Streuobstwiesen zu laufen war für ihn gewiss eine große Leistung.
Dabei hatte das Tier auch noch einen vielbefahrenen Waldweg zu überqueren,
in dessen Nähe es sich nunmehr sein Jagdgebiet gesucht hatte.
Um es vor dem drohenden Plattfahren zu retten (denn die Autofahrer bleiben
ja meist nicht wegen einer Kröte stehen, wenn sie den tarnfarbenen Lurch
überhaupt erkennen!), wollte ich das Tier etwas weiter von der Straße
entfernt im Laub absetzen.
Zum Schutz meiner Hand hatte ich mir für diese Hilfsaktion ein großes
Eichenblatt gesucht. Denn wenn Kröten in Not geraten, sondern sie ein
unangenehmes Sekret ab.
Jedoch war der Breitkopf in der Zwischenzeit in die dornigen
Robiniensträucher gekrochen, wohin ich ihm mehr nicht folgen konnte.
Auch an den nächsten Tagen habe ich diese Kröte nicht mehr gesehen.
Lydia Radestock, im Juli 2002
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