Ein Grünspecht am Futterhaus
Vom Schlafstubenfenster aus beobachte ich winters über jeden Tag die
Vögel an ihren Winterfutterplatz. Mein Enkel Hans hat ihn vor ein paar
Jahren errichtet, in dem er einen kleinen frei hängenden Futterautomaten
in etwa zwei Meter Höhe an meinem Nussbaum anbrachte und seit November
periodisch beschickt.
Die Vögel kommen ungefähr alle vier Stunden dorthin, um sich etwas
Nahrung zu holen.
Das ist eine nur sehr geringe Fress-Frequenz: an der Futterglocke meines
Sohnes im Forsthaus habe ich kürzlich beobachtet, dass dort alle paar
Sekunden Besuch kommt.
Allerdings ist das ja dort auch die einzige Futterstelle in weitem
Umkreis, während in unserer Siedlung an vielen Stellen Körner gespendet
werden.
Die ersten Gäste sind bei mir immer die Meisen. Stets kommen Kohl- oder
Blaumeisen, viel seltener Tannen- oder Spechtmeisen. Diese Tiere
wechseln sich beim Futterholen diszipliniert ab: während eine ihren
Sonnenblumenkern aus der Futterglocke angelt, wartet schon die andere am
„Anflugzweig“, eine Dritte etwas weiter weg in „Lauerstellung“.
Nie fressen diese Tiere direkt am Futterplatz, sondern fliegen mit ihrer
Beute ein Stück weg, um sie im Gebüsch in Ruhe aufzuklopfen oder aber
damit kleine Verstecke anzulegen.
Diese Depots vergessen sie manchmal, und dann wachsen an diesen Stellen
im Frühling Sonnenblumen, Getreidehalme …
Ab und an holen sich auch Rotkehlchen, Baumläufer … auf solche Weise
ihre Mahlzeit.
Was vom Häuschen herunter auf den Erdboden fällt, sammeln sich dann
Haussperlinge, Eichelhäher, Amseln, Ringeltauben oder Elstern auf.
Auch Buntspechte kommen, nehmen sich ihre Nahrung jedoch am liebsten von
den neben dem Futterapparat frei hängenden Futterringen, in denen die
Körner im Talg eingebettet sind.
Heute, am 18 Januar, habe ich erstmals einen Grünspecht am Futterplatz
beobachten können. Dieser bei uns selten vorkommende Gefiederte ist
bekanntlich der Vogel des Jahres 2014.
Gleich habe ich im Netz nachgeschlagen und weiß nun:
Dieses Tier ist 30 - 32 cm lang, seine Flügel sind grünlichgrau, sein
Scheitel ist rot;
er hat eine schwarze Gesichtsmaske und einen kräftigen, ungefähr 5 cm
langen Schnabel.
Die Bauchseite ist deutlich heller, was im Flug zu sehen ist.
Er ist ein einzelgängerisch lebender Standvogel - in kalten Gebieten
zieht er im Winter in den Süden.
Wird dieser schöne Vogel mich noch mal besuchen kommen?
Lydia Radestock, im Januar 2014 |