Ein „Bindfaden-Nest“ an der Forsthauswand
Als ich vor einigen Tagen zu Besuch im Forsthaus am Frauensee war, sah
ich, dass im üppig wachsenden Efeu an der Nordwand ein kleines Vogelnest
geflochten war, in dem ein Grünfinkenweibchen brütete.
Das Tier war vom Gartenpavillon (mit Essecke) aus gut sichtbar, weil nur
etwa 3 Meter entfernt. Regelmäßig kam das Männchen mit Futter für seine
brütende Vogelhenne angeflogen, ohne sich durch uns Menschen groß stören
zu lassen.
Bei
meinem nächsten Besuch ragten dann vier kleine Vogelköpfchen über den
Nestrand. Wenn die Jungen ihre Eltern bemerkten, sperrten sie ihre
Schnäbel auf und machten sich tschilpend bemerkbar. So reagierten sie aber
auch, wenn man ihnen eine Finger vorhielt.
Wenn uns die Altvögel nun sahen, gaben sie ihren Jungen ein Signal, und
dann duckten die sich tiefer in das Nest und waren ganz still.
Die Jungvögel wuchsen schnell heran, und das kleine Nest hing durch ihr
Gewicht und Geflatter schon bald ganz schief. Es sah aus, als würden die
Vögel jeden Moment herauskullern. Mein Sohn Klaus hat dann auch ein Foto
von diesem Problem gemacht.
Als ich eines Tages zur Eßecke kam, war das Nest leer. Die Vogelbrut saß
nun verstreut in der Efeuwand und machte Spektakel, denn sie konnte ja
noch nicht richtig fliegen und wollte weiter gepäppelt werden.
Saßen wir beim Abendbrot, schleppten die Eltern trotz unserer Nähe, aber
deshalb manchmal laut protestierend, weitere Nahrung heran. In der nahen
Linde flogen ja auch genug Insekten herum.
Eines Tages war dann Ruhe im Efeu – man hatte seine Weg ins Leben
gefunden. Nun bekam ich Gelegenheit, mir das Nestchen einmal genauer
anzusehen. Und siehe da: Es war zum großen Teil mit Bindfadenresten aus
dem Garten errichtet!
Lydia Radestock, im Juni 2005 |