Buntes Herbst-Wochenende am Forsthaus Frauensee 

Am 10. Oktober 2008, einem Freitag, wurde ich um 18.00 Uhr von meinem Sohn und meiner Schwiegertochter mit dem PKW zu einer Fahrt in das Forsthaus am Frauensee abgeholt.

Unterweges konnte ich während der Autofahrt die herbstlich bunt gefärbten Blätter der Laubbäume entlang der Straße bewundern, welche - gerade bei uns in Brandenburg - oftmals noch als Alleen vorhanden sind. Stieleichen, Bergahorne (Baum des Jahres 2009), Rosskastanien oder Linden prangten in unterschiedlichen, oft leuchtenden Gelbtönen, in die sich ab und ab schon ein spätherbstliches Braun mischte. Am schönsten anzuschauen war aber das flammende Purpur der aus Nordamerika stammenden Roteichen.

Am Forsthaus angekommen, setzte sich der herbstliche Farbenrausch  fort: Der Feldahorn an der Benjeshecke und die Spätblühende Traubenkirsche am Waldrand zeigten freundliche Gelbfarben.

Auch die Kletterpflanzen erfreuten das Auge: Orange der Dreilappige Wilde Wein aus Asien, dunkelrot der Fünflappige Wilde Wein aus Nordamerika, zartrosa oder leuchtend gelb der Lindenblättrige Wilde Wein aus dem Mittelmeerraum ...

Als ich den großen Roteichenbestand um des Haus herum nach Pilzen durchstreifte, fielen mit die unterschiedlichsten Farben auf, die manchmal an einem einzigen Baum vertreten waren: Giftiges Dunkelgrün, saftiges Lindgrün, helles und goldiges Gelb, zartes Rosa, Sonnenuntergangs-Rot, Purpurfarben, Violett, warmes Braun und schmutziges Braungrau.

Die große Winterlinde aus Haus hatte  - obschon immer noch in warmen Goldfarben prangend - bereits den halben Garten mit einer dünnen Laubschicht bedeckt; ihre Baumscheibe erinnerte mich an einen orientalischer Teppich aus Isfahan, den ich kürzlich bei „Kibek“ im Waltersdorfer Einkaufszentrum sah.

In der warmen Herbstsonne neben der Linde sitzend habe ich dann eine Weile sinniert und dabei festgestellt: Erst im Alter vermag man sich eigentlich, die Langsamkeit wiederentdeckend, der Schönheiten in der Natur, der 1.000 Kleinigkeiten wie dem buntern Herbst, dem Frühlingsgrün, den Düften der Sommerblumen, dem Vogelsang ... richtig zu erfreuen. Vorher fehlt einem dazu - wohl durch den Alltagstress - die Muße; man eilt hastend durch das Leben!

 

Um mich besser über das spannende Thema Herbstfarben zu informieren, habe ich dann am Abend im Wohnzimmer (das meine Schwiegertochter mit Blättern, Eicheln, Nüssen ... ebenfalls herbstlich geschmückt hat) einmal im Waldboten 21 „Bunter Herbst“ meines Sohnes Klaus nachgelesen – u.a. steht dort steht:  

Der Farbenrausch des Herbstlaubes ist optischer Schlussakkord, Zeichen allmählichen Stoffwechselstillstandes. Mit der Verfärbung und dem anschließenden abrupten Laubfall reagieren die Laubbäume auf unser Klima. Behielten sie ihre sommerliche Pracht, könnte ihnen das ab November das Leben kosten. Der Frost würde das Zellwasser gefrieren lassen, das Eis die Pflanzenzellen bis in die Zweige hinein zerstören. Aber auch von einer anderen Seite droht Gefahr: Die Bäume müssten vertrocknen, denn sie könnten das Wasser, welches die winterlich trockene Luft ihren Blättern entführt, aus dem gefrorenen Boden nicht ergänzen. 

Die Blätter müssen also fallen. Sie werden als kurzlebige „Gebrauchsartikel“ dem langen Baumleben geopfert. Für unsere großen Laubbäume gilt dabei die Regel: Linde zuerst, Eiche zuletzt. Dieses großartige herbstliche Baumopfer wird übrigens nicht so sehr durch niedrige Temperaturen als von der geringer werdenden Tageslänge ausgelöst. Sehen Sie sich einmal Bäume im Bereich der Straßenbeleuchtung an. Da hier die Tage künstlich verlängert werden, bleiben auch die angestrahlten Blätter länger grün.

 

Bäume sind sparsame Wirtschafter, die sich Verschwendung nicht leisten können. Die Blätter werden aus ihrer sommerlichen Verantwortung nicht entlassen, bevor ihnen die wertvollen, ein halbes Jahr zuvor eingebrachten Inhaltstoffe wieder entzogen sind. Besonders wichtige Stickstoffverbindungen werden für das kommende Frühjahr in den Bäumen deponiert. Zu ihnen gehört auch der grüne Blattfarbstoff, das Chlorophyll. Der Abtransport der gelben, nicht stickstoffhaltigen Carotinide jedoch zahlt sich offenbar nicht aus. Bisher hinter dem Chlorophyll zurückstehend, bestimmen sie jetzt auf kurze Zeit die Blattfärbung. Die roten, durch Antocyane gebildeten Herbstfarben hingegen entstehen erst kurz vor dem Laubfall. Nur selten bestimmen sie, wie bei Blutahorn oder Blutbuche, auch schon in der Vegetationszeit das Bild der Bäume. Besonders die aus Nordamerika stammende Roteiche, aber auch andere nordamerikanische Gehölze, wie etwa der Wilde Wein, zeichnen sich durch knallige Rottöne aus. 

Herbstlaub im Garten ist ein Geschenk der Natur und kein störender Abfall. Man sollte es niemals verbrennen! Entfernen Sie das Laub nur dort, wo es wirklich stört: Von Straßen, Gehwegen, Plätzen oder Zierrasen. An allen geeigneten Stellen sollte es zum Schutze des Bodens und seiner Lebewesen vor dem Austrocknen und Durchfrieren mindestens bis zum kommenden Frühjahr belassen werden. Ihren Laubüberschuss benutzen Sie am besten zum Mulchen der Baumscheiben. Deponieren Sie es auch unter Gebüschen und Hecken. Sie bewahren die Gehölze so vor dem Verhungern und Verdursten und schaffen Winterquartiere für viele geschützte und nützliche Tiere. Und natürlich gilt: Kompostieren, wo immer es geht, denn Herbstlaub ist wertvoller Dünger! 

Es war das bunter Herbstwochenende am Forsthaus für mich wieder einmal eine schöne Abwechslung, denn durch meine Gehbehinderung ist es mir leider nicht mehr möglich, allein weite Wanderungen zu unternehmen. 

Möge uns Menschen unsere Natur weiterhin so intakt erhalten bleiben, damit sich auch unsere Kinder und Kindeskinder noch daran erfreuen können! 

Lydia Radestock, im Oktober 2008

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