Besuch am Hofteich
Am ersten Julisonntag klingelte schon um 8.00 Uhr früh mein Telefon ganz
stürmisch. Meine Nachbarin sagte: „Geh schnell mal raus auf den Balkon
und schaue runter auf den Hof!“
Ich ging und sah eine Wildente mit ihren 9 Jungen im kleinem Teich (er
ist als Wasserabflussspeicher angelegt) paddeln. Sofort holte ich meine
Digitalkamera, um einige Fotos von diesem schönen Bild zu machen.
Die Jungtiere hatten schon ein Federkleid; sie schwammen schnatternd hin
und her. Der Vater war diesmal nicht mit dabei.
Die Entenmutter schaute immer zu unseren Häusern hoch, als wollte sie
uns damit sagen: „Hier bin ich, und kinderreich - wir möchten etwas
Futter haben!“
Als ich einige aufgeweichte Brotkrümel vom Balkon herunterwarf, kamen
fast alle Tiere aus dem Wasser heraus und holten sich das Futter.
Eine Jungente war im Teich geblieben und würgte an einem kleinen
Goldfisch. Es wollte ihr lange nicht gelingen, ihn ganz herunter zu
schlucken, denn der Fisch wand sich zappelnd im Schnabel des Vogels hin
und her.
Nun sind fast alle kleineren Goldfische, die irgend jemand heimlich hier
eingesetzt hat, verschwunden. Sie sind sicher von den Enten als
Frühstück verspeist worden. Ganz traurig bin ich darüber nicht, denn nun
hat vielleicht die bisher von ihnen „verputzte“ Kleinlebewelt des Teichs
mit seinen Libellenlarven, Rückenschwimmern, Kleinkrebsen ... wieder
eine Chance. Vor allem aber dürften nun ein paar Kaulquappen von Kröten
oder Fröschen durchkommen.
Als alle endlich gesättigt waren, marschierten die Tiere im Entenmarsch
über den Hof davon.
Das alte Entenpaar hatte schon im Vorjahr den Teich in unserem Hof
besucht und war inzwischen uns gegenüber ganz zahm geworden.
Im Frühling hatten wir beobachtet, wie die Tiere hier Hochzeit feierten.
Wir bangten dabei sehr um unsere zahme Ente, weil der Erpel, auf ihr
sitzend, sie so oft gänzlich unter Wasser drückte.
Nun – es ist offensichtlich gut gegangen; das haben wir jetzt am
Ergebnis gesehen.
Lydia Radestock, im Juli 2006
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