Mein Urlaub auf der Insel Rügen

Am 26. August 2010 gegen 12.00 Uhr wurde ich samt Gepäck von meinem Enkel Hans zur Fahrt in den Ostsee-Urlaub in das Auto eingeladen.
Das Ziel war mir wegen meiner Hörprobleme unbekannt geblieben.
Anschließend stießen noch mein Sohn Klaus und meine Schwiegertochter Beate, aus dem Forsthaus in Gräbendorf kommend, zu uns.

Gemeinsam und hintereinander begann nun die Fahrt.
Auf der Autobahn kamen wir - mit zweimaliger kurzer Pause - einigermaßen gut voran, und setzten dann mit einer Fähre auf die Insel Rügen über.
Nach schöner Fahrt durch alleenbestandene Straßen und stille Dörfer landeten wir schließlich nach etwa 4 Stunden im Seebad Baabe.

Wegen einer durch Sträucher verborgenen Hauseinfahrt mussten wir dort umständlich unser Quartier suchen.
Es stellte sich dieses dann als Vierraum-Wohnung in der ersten Etage des Hauses einer Familie Müller heraus: mit drei Schlafzimmern, zwei Bädern, einer Wohnstube mit Küche und einer windgeschützten Balkon-Terrasse.

Mein Pech: Die Treppe zur ersten Etage war für mich leider zu steil und zu glatt, als dass ich sie allein benutzen konnte. Und der Hof hatte Unebenheiten sowie Schrägen, und war deshalb für mich (selbst mit Rollator) leider nicht ohne Hilfe passierbar.

Jeden Morgen, wenn mein 30-jähriger Enkel Hans mit dem Fahrrad vom Bäcker kam, wurde in der Wohnstube oder bei Sonnenschein und trockenem Wetter auf der Terrasse gefrühstückt – meist gemeinsam mit den Wespen, welche aus dem Garten zu uns aufstiegen und uns die Marmelade streitig machten.

Vorher hatte Hans allerdings immer schon sein tägliches Ostseebad hinter sich gebracht; oftmals bereits um 6.00 Uhr - und das täglich, bei Wind und Wetter und 17 Grad Wassertemperatur, unter strenger Aufsicht des Rettungsdienstes.
Meist ganz allein schwang er sich zu so früher Stunde mutig durch die hohen Wogen.
Anschließend holte er sich von den anwesenden Fischern oder DRK-Leuten die Aussicht für das tägliche Wetter.

Wenn wir des Abends nicht in Gastsstätte gingen, sorgte Beate in der Küche für unser Essen. Dann wurden die Erlebnisse des Tages ausgewertet und meistens noch stundenlang Rommee gespielt.

Klaus hatte gleich am ersten Tag die reichhaltige Bibliothek der Wirtsleute erforscht und genoss so manches Buch mit für ihn neuem Lesestoff.

Meine Familie (ich konnte da natürlich nicht mehr mitmachen) unternahm dann zu dritt etliche Fahrradtouren auf der Insel.
In der Zwischenzeit genoss ich auf der Terrasse bei täglich frischen Wind die Ostseeluft.
Aller zwei Tage gab es „Oma-Touren“ mit dem Auto – zu verschiedenen Stränden, Häfen, Seebrücken und anderen Sehenswürdigkeiten aus Natur und Kultur … so waren wir etwa in Putbus und im Schulmuseum von Middelhagen.


In den berühmten Sassnitzer Feuersteinfeldern wurde nach Hühnergöttern gesucht; das sind Steine mit durchgehenden Löchern.

Von der Binzer Seebrücke aus hatten wir bei Sonnenschein eine wundervolle Sicht zu den weißen Kreidefelsen, die schon Caspar David Friedrich malte.

Auf meine Bitte hin besuchten wir auch einige Orte, in denen ich vor 25 Jahren schon einmal im FDGB-Urlaub und in den 1990-ern einmal mit meinen Kindern weilte – das waren für mich wichtige Erinnerungen; einiges erkannte ich wieder, anderes nicht.

Vielerorts gab es Fischerhütten mit preiswert-wohlschmeckenden Fischgerichten wie Räucher-Aal, Brat- und Bismarckhering, Schillerlocken … (von letzteren hatte ich vorher noch nie gehört).

Da man mit dem Auto in den Badeorten nicht überall hinfahren darf und ich durch Beschwerden in meinem linken Knie nicht weit laufen kann, wartete ich bei einer Fahrt zu irgendwelchen Sandskulpturen im Auto. Plötzlich brummte eine Wespe im Auto herum und wollte zum Fenster hinaus. Leider konnte ich die Autotür auf meiner Seite nicht öffnen. Um die Wespe nicht noch nervöser zu machen, verhielt ich mich ganz ruhig. Wir waren beide froh, als bei Rückkehr meiner Leute die Türen aufgingen und das Tier wegfliegen konnte.

Damit ich noch etwas mehr von den Seebädern Binz, Baabe, Sellin … sah, sind wir mehrmals mit einem als Touristenzug verkleideten Auto mit Anhängern gefahren den wir mit unserer Kurkarte umsonst benutzen konnten.

Einmal wurde ein Strandkorb gemietet: Hans wollte uns seine Wellenreiter-Künste mit dem Surf-Brett zeigen. Die Gelegenheit war günstig, da an diesem Tag sich die Wogen durch starken Wind besonders hoch auftürmten.
Wir hielten es aber nicht lange aus, denn alle begannen wir zu frieren - umso besser schmeckte uns dann in der Strandpromenade am Vietnamesen-Stand das Nudel/Fisch-Angebot, der Reis mit Hühnerfleisch ...


Für zwei Tage besuchte uns auch mein Enkel Jörg mit seiner Freundin Ly. Sie übernachteten in Schlafsäcken auf der Terrasse und machten einen Ausflug mit dem Auto über die Insel.

Hans fuhr wegen eines dringenden Termins schon 3 Tage früher nach Hause.

Weil ich fast nur Sommer-Garderobe und bloß einen warmen Pullover mit- genommen hatte, konnte ich wegen des täglich stark wehenden Windes den ganzen Urlaub hindurch meine Oberkleidung nicht wechseln.

Trotzdem - es waren es erholsame Tage mit vielen neuen Eindrücken für mich!

Lydia Radestock, im September 2010

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