Eingenickt im Gartenstuhl

Nach etlichen kalten unfreundlichen Regentagen im August kam endlich ein lauwarmer Sommerabend. Solange es hell war, wollte ich nun eigentlich im Garten an meinem Strickstrumpf werkeln und nebenbei dem Gesang der Vögel lauschen. Seid ungefähr drei Wochen hatte ich schon keine Amsel oder anderen Vogel rings um das Forsthaus singen hören. Nur ein Specht klopfte ab und zu am Stamm der alten Robinie herum. Und natürlich das Amselweibchen aus der Efeuwand am Nordgiebel - es zieht seine 4 Jungen von der dritten Brut ganz allein groß! Sie ist spät abends noch eifrig bei der Futtersuche und kommt dabei oft in meine Nähe.

Weil ringsum so eine angenehme Stille war, schlief ich dann doch wirklich einmal auf meinem Gartenstuhl unter dem großen Lindenbaum ein. Mein Enkel Hannes weckte mich, als er zur Haustür hinaus kam und fragte: "Oma, wie geht es Dir, willst Du heute im Garten übernachten? Es ist gleich 22.00 Uhr!" Er hatte sich Sorgen gemacht, als er von seinem Computer aus dem Arbeitszimmer nach unten kam und ich nicht im Wohnzimmer saß. Es war schon ganz dunkel geworden.

Dann erschien jedoch noch die Freundin meiner Enkelin Maria und wollte eine Tischtenniskelle ausleihen. Weil wir nicht wussten, wo das Ding zu finden war, hat Hannes bei Maria über Handy nachgefragt, wo man suchen kann und ob die Ausleihe gestattet ist. Als alles klar war, bekam sie die Kelle.
Ich hatte gerade im Bad meine Abendwäsche beendet und war schon im Nachthemd, da kam noch ein Bekannter der Radestocks und fragte, ob ich mit Mückenschutzmittel aushelfen könnte. Ihr Sohn Richard fährt in ein Ferienlager, und sie hätten kein Zeckenmittel mehr. Weil es aber nach Bayern geht, müsste der Junge so etwas dabei haben. Ich konnte dann auch hierbei helfen.

Nun schlug es aber fast Mitternacht und war wirklich Zeit, ins Bett zu gehen. Leider hatte sich die Schlafstube, welche auf der Westseite liegt, trotz des Sonnenrollos wieder einmal sehr erwärmt, so dass ich deshalb oder weil ich ja eigentlich ausgeruht war, nicht einschlafen konnte. Da hatte ich mich doch draußen im Garten bei meinem Nickerchen wohler gefühlt!

Lydia Radestock, im .August 2002

zurück