Abschied aus Eisenhüttenstadt 

Vor ein paar Tagen hieß es für mich: Abschied nehmen von Eisenhüttenstadt. Fast fünf Jahrzehnte lang war dieser Ort mein Zuhause. 

Meine erste Begegnung mit Eisenhüttenstadt, das damals noch Stalinstadt hieß, hatte ich am 17.07.1957: Am Nachmittag dieses Tages kam ich von Halle Saale mit meinen beiden Kindern Klaus und Petra am Fürstenberger Bahnhof an, wo mich mein Mann Günter, der kurze Zeit vorher Arbeit in der in der Pathologie des städtischen Krankenhauses Arbeit bekommen hatte, erwartete.

Unsere erste Wohnung bekamen wir in der Maxim-Gorki-Straße Nr. 23. Sie war schön und mit Ausblick auf die Diehlower Berge gelegen, leider aber - neben einem großen Torbogen gebaut - etwas fußkalt, sodass unser damals 7jähriger Sohn Klaus Rheuma bekam und lange Zeit ins Krankenhaus musste.

Unsere zweite Wohnung - nun schon mit Zentralheizung und Balkon - war in der Leninallee (heute: Lindenallee) Nr.11, also in zentraler Lage und mit Springbrunnenblick.

Als ich dann nach dem frühen Tod meines Mannes und dem Flüggewerden der Kinder allein blieb, bezog ich schließlich eine dritte und wesentlich kleinere Wohnung direkt nebenan in der Puschkinstraße Nr. 2.  

1966 verstarb mein Mann, und ich blieb mit den beiden Kindern Klaus und Petra allein zurück. Sie konnten sich durch gute schulische Leistungen zu akademisch gebildeten Menschen entwickeln - mein Sohn ist heute als Diplom-Forstwirt im Südosten von Berlin, meine Tochter promoviert und in Dresden als Hautarzt tätig.  

Aus einem Ort, in dem man 47 Jahre lang Freud und Leid erlebte, fällt es einem, wenn man fast 80 Jahre alt ist, nicht leicht, fortzugehen, er ist zur Heimat geworden.

Liebe und nette Menschen haben mich besonders in den letzten Jahren umsorgt. Allen Eisenhüttenstädtern - auch den Ärzten, die mich behandelten und welche mir geholfen haben - möchte ich dafür danken:

Wolfgang Brämick war immer mein Retter, wenn es Problemen mit dem Computer gab; von ihm bekam ich auch manch seelischen Trost, wenn es mal nicht mehr weiter ging.

Ein Dankeschön geht an Frau Chvosta und Frau Pierenkämper vom Gesundheitsamt des Landkreises Oder Spree in der Glashüttenstraße. Auch dem Pflegedienst Leske danke ich für die Betreuung; von den Schwestern wurde mir immer eine liebevolle Behandlung zuteil.

Einen herzlichen Dank für die vielfältige Hilfe und Unterstützung (nicht nur beim Einkaufen) möchte ich meinen ehemaligen Hausbewohnern Horst und Ingrid Muhs sowie der Frau Christa Just in der Puschkinstraße Nr. 23 sagen.  

Allen Freunden und Bekannten sei noch gesagt, dass ich mich über die Glückwünsche und Geschenke zum Einzug in meine neue Wohnung sehr gefreut habe. Bitte besucht mich mal, wenn ich zum Spätherbst mit dem Neu-Einrichten in Königs Wusterhausen fertig bin!                            

Lydia Radestock, im September 2003

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